Page 19 - Schrumdirum 6-2014
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Dann haben wir noch etwas über einen Aber Gott ist gütig. Er nimmt jeden
Herrn Martin Luther gehört. Er war Theo- Menschen so an, wie er ist. Gott ist ein
logieprofessor und lehrte Religionswissen- liebender und kein strafender Gott.
schaften. Martin Luther soll auf der gan- Wie findest du das, lieber Kater Carlo?
zen Welt bekannt sein. Ich arme Katze Mir gefällt das. Wenn wir wieder einmal
habe erst jetzt von ihm erfahren. Er über- einen Vogel gejagt haben, dann darf der
setzte zum Beispiel so ein dickes Buch, Nachbar uns nicht fangen und bestra-
die Bibel, in die deutsche Sprache. Luther fen. Das darf nur der Gott der Katzen.
gefiel manches an der Kirche von damals Jetzt bin ich ganz hungrig. Lass uns
nicht. Deshalb verfasste er 95 Thesen, die doch mal nach einer leckeren Maus
etwas verändern sollten. Weißt du schlau- suchen. Dagegen hat der Gott der Kat-
er Kater eigentlich, was ein Ablasshandel zen bestimmt nichts einzuwenden. Wir
ist? Nein, dann werde ich dir das mal arbeiten für unser Futter. Nicht wie die
erklären. Die Menschen glaubten, dass sie anderen Katzen, die sich das Futter ser-
für alle bösen Dinge, die sie getan haben, vieren lassen.
eine Zeit lang im Fegefeuer verbringen Text: Annette Richter-Judt
Foto, Illustration: Jelena Zwetajewa
müssen. Die Verkürzung der Qualen im
Fegefeuer, das Erlassen von Strafen für * узкоколейная железная дорога Брокен
begangene Sünden konnte durch Ablass
geschehen. Gegen Zahlung von Geld an
die Kirche konnte angeblich die Zeit im
Fegefeuer verkürzt werden. Die Kirche
verkaufte diese sogenannten Ablassbrie-
fe. Aus großer Angst vor langen Qualen
im Fegefeuer zahlten die Menschen für
einen Ablassbrief viel Geld. Dieses Geld
verwendete die Kirche für Bauprojekte.
Martin war empört, dass die Kirche
mit der Angst der Menschen Geschäfte
machte. Im Römerbrief in der Bibel las
er, dass Gott nur ein Gott der Liebe sei.
Er straft die Menschen nicht für ihre
Sünden. Niemand kann sich die Liebe
Gottes verdienen oder erarbeiten. Kein
Ablassbrief, kein Priester, auch nicht
der Papst kann die Menschen von ihren
Sünden freisprechen. Jeder Mensch
muss sich allein vor Gott verantworten.
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