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die Zugfenster. Das monotone Geratter des Zugs wirkt
        ermüdend und wir verbringen viele Stunden dösend oder
        auch schlafend auf unseren Plätzen. Bisweilen ergibt sich
        die Gelegenheit, mit anderen Passagieren zu reden.
        Es ist immer eine willkommene Abwechslung, wenn der
        Zug an einem Bahnhof hält. Dann herrscht reges Trei-
        ben. Es gibt auch die Möglichkeit, noch etwas für die
        Reise zu erwerben. Daher steigen einige Passagiere aus,
        um sich an Proviant einiges zu kaufen. In Krasnojarsk
        geht auch mein Freund auf den Bahnsteig, um sich ein
        paar Süßigkeiten zu kaufen. Nach längerem Halt setzt
        sich der Zug wieder in Bewegung. Ich warte auf die
        Rückkehr meines Freundes. Aber er kommt nicht. Ich
        warte und warte. Viele Menschen gehen auf dem Gang
        hin und her. Mein Freund ist nicht dabei. Langsam
        mache ich mir Sorgen. Ich fürchte, dass er die Abfahrt
        des Zugs verpasst hat. Ich beschließe, ihn zu suchen. Ich                        Lesehilfe
        schaue in jedes Abteil – nichts!
        Schließlich erreiche ich den Speisewagen. Da sehe ich
        ihn. Er hat ein Glas Tee vor sich und ist in ein Gespräch                          das Abteil
                                                                                                купе
        mit einem Fahrgast vertieft. „Da bin ich aber froh, dass
        ich dich gefunden habe“, sage ich ganz erleichtert. „Ich                           geräumig
                                                                                            просторный
        dachte schon, dass du in Krasnojarsk zurückgeblieben
        bist!“ „Tut mir leid. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen.                          luxuriös
        Wir, Mischa und ich“, dabei zeigt er auf den Mitreisen-                             роскошный
        den, „haben uns beim Einsteigen kennen gelernt. Ich                             der Schaffner
        wollte nur ein Glas mit ihm trinken, aber dann hat er                               проводник
        so spannend erzählt, dass ich die Zeit vergessen habe.                           das Geratter
        Komm, setze dich zu uns und nimm ein Glas Tee.                                      громыхание
        Mischa kommt aus Jenissejsk, er hat dort seine Tante                          die Abwechslung
        besucht. Er fährt wie wir nach Irkutsk und kann uns die                            разнообразие
        Stadt zeigen und ins Museum der Dekabristen beglei-
        ten.“ So setze ich mich beruhigt dazu. Mischa erzählt                         der Speisewagen
                                                                                          вагон-ресторан
        viele Geschichten über Jenissejsk, eine der ältesten Städte
        Sibiriens. Dabei vergehen die Stunden wie im Fluge.                              wie im Fluge
                                                                                           очень быстро
                                                                              seite
        Illustration: Olga Solotuchina
                                                                              21
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