Für viele Stadtbewohner ist ein Haus mit Garten in einem Dorf ein Traum. Ihnen ist die Stadt zu laut, es gibt zu viele Autos, die Luft ist schlecht. Überdies ist das Wohnen in der Stadt teuer. Gerade in den letzten Jahren hat der Trend zugenommen, aus der Stadt wegzuziehen.
Auch ein Ehepaar aus Dortmund – er Architekt, sie Designerin – wollten sich diesen Traum erfüllen. Die Eheleute Blank waren sehr wählerisch. Lange suchten sie, bis sie ein Haus gefunden hatten, das ihnen gefiel. Es lag in einem Dorf in Süddeutschland. Es erfüllte alle ihre Erwartungen.
Es war in der ersten Zeit so, wie sie sich das Leben auf dem Dorf vorgestellt hatten. Sie konnten an der frischen Luft spazieren gehen, es gab wenig Autos und viel Platz. Sie hatten sogar einen eigenen Garten, um ein wenig Gemüse anbauen zu können.
Aber sie wohnten unter den Bauern, die im Dorf arbeiten. Langsam taten sich einige Probleme auf, an die sie nicht gedacht hatten. Von den Feldern und aus den Ställen roch es manchmal übel. Sie rümpften die Nase. Aber das war nicht das einzige Problem.
Morgens gegen vier Uhr krähten die Hähne um die Wette. Sobald ein Hund anfing zu bellen, stimmten die anderen ein und es gab ein nächtliches Hundekonzert. Wenn mal für einen Augenblick Ruhe einkehrte, begannen irgendwo die Kühe mit ihren Glocken zu läuten. Die Hoffnung auf dörfliche Stille erwies sich als Illusion. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Sie ärgerten sich zunehmend. Gespräche mit den Bauern brachten nichts. Die sagten nur: „Unser Dorf ist kein Kurort.“
Nach langem Hin und Her wollten sie bei Gericht Klage einreichen, um zumindest den Hähnen das nächtliche Krähen zu verbieten. Die Bauern konnten die neuen Einwohner nicht verstehen. Im Gespräch erklärten sie ihnen immer wieder, diese Geräusche und Gerüche seien typisch für das Leben auf dem Dorf.
Ihr Rechtsanwalt suchte mit ihnen einen Ausweg. Er riet ihnen nicht zu klagen, weil man dem Hahn das Krähen kaum verbieten kann. In die Stadt wollten sie aber nicht zurück. Der Rechtsanwalt schlug ihnen vor, sich selbst Hühner, einen Hahn und einen Hund anzuschaffen. Er sagte: „Wenn schon Tiere nachts den Schlaf störten, dann sollten es wenigstens ihre eigenen sein.“ Die Eheleute Blank fanden die Idee gut. Und inzwischen drehen sie sich auf die andere Seite, wenn der Hahn kräht, und schlafen weiter.
In Deutschland gibt es viele interessante und sehenswerte Dörfer. Manche sind sogar berühmt geworden. Andere machen beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit. Dabei können sie Preisgeld gewinnen, um ihre Ideen zu verwirklichen. So können Menschen auf dem Land motiviert werden, die Zukunft ihres Ortes mitzugestalten. Hier kommt eine kleine Auswahl.
Bad Teinach-Zavelstein
Lila soweit das Auge reicht: Im März verwandelt sich Bad Teinach-Zavelstein in eine Touristenattraktion. Denn das 3000 Einwohner zählende Dorf im Nordschwarzwald ist für seine Krokusblüte bekannt. Es ist der einzige Ort in Süddeutschland, wo diese Blume wild wächst. Das schöne Dorf gewann beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ im Jahr 1981 eine Silbermedaille.
Basberg
Eine lange Straße, mehr nicht: Die Gemeinde Basberg befindet sich am Fuß des Katzenbergs im Bundesland Rheinland-Pfalz. Nur 93 Menschen leben dort und alle halten zusammen. Gemeinsam haben sie ein modernes Gemeindehaus für alle Einwohner gebaut: für Feste, Kurse oder die Verwaltung. Das hat auch die Jury des Bundeswettbewerbs beeindruckt. Basberg wurde im Jahr 2019 mit Gold ausgezeichnet.
Tüchersfeld
Das Dorf Tüchersfeld, bewohnt von nur 250 Einwohnern, ist ein beliebtes Fotomotiv. Wie zwei Riesen ragen dort zwei Felsen hervor – um sie herum schmiegen sich Fachwerkhäuser. Ein sonderbares Bild! Geologen haben für die Felsen eine Erklärung: Vor über 100 Millionen Jahren lag ein Meer an diesem Ort. Die Felsen waren einmal umspült, erst später kamen sie zum Vorschein – heute sind sie ein Wahrzeichen.
Caputh
Dieser Name hört sich komisch an: Caputh. Doch dieses Dorf am Schwielowsee im Bundesland Brandenburg ist berühmt. Hier lebte in den Sommermonaten von 1929 bis 1932 Albert Einstein. Der weltbekannte Physiker war von der Lage und der Landschaft des Dorfes begeistert: Er mochte Ruhe, seine Kiefernwälder und Seen – für ihn war es ein Paradies. Wer Caputh besucht, kann das Sommerhaus von Albert Einstein auch heute noch besichtigen.
Schrumdirum besucht heute das Museum für die russlanddeutsche Kulturgeschichte. Ein Raum zeigt die Einrichtung eines alten Dorfhauses.
1. Die Einrichtung der deutschen Häuser unterschied sich erheblich je nach Siedlungsort und Wohlstand der Familie. In den Wohnräumen standen Garderobenschränke, Sofas, Betten und Wiegen. Nahezu jede Familie hatte eine Truhe für Aufbewahrung von Kleidern.
2. Typische Handwerkstätigkeiten in russlanddeutschen Familien waren die Wollbehandlung und das Weben. Jede Frau hatte ihr eigenes Spinnrad. Es war ein notwendiger Teil der Mitgift.
3. Das Spielzeug wurde in den russlanddeutschen Familien zumeist selbst gemacht. Für die Mädchen wurden Puppen genäht und mit Holzspänen ausgestopft. Die Jungs bekamen geschnitzte Holzpferde auf Rädern, kleine und auch große, auf denen sie reiten konnten.
4. Eins der ältesten Elemente der deutschen Kultur sind Sprüche. Das sind gestickte Bilder mit Sprichwörtern und Redensarten, Zitaten aus der Bibel, die früher in jedem deutschen Haus zu finden waren.
5. Ihre Muttersprache saugten die Kinder seit ihren allerersten Lebenstagen mit der Muttermilch und Wiegenliedern auf. Die Kleinen in den russlanddeutschen Familien schliefen in Holzwiegen.