Seit 1723 lebten Deutsche in Jekaterinburg. Die Entwicklung der Stadt ist sehr eng mit Deutschland verbunden. Auf dieser Doppelseite findet ihr einige Fakten aus der deutschen Stadtgeschichte.
Einer der Gründer von Jekaterinburg war der deutschstämmige Offizier Georg Wilhelm Henning. Er wurde in Siegen (Nordrhein-Westfalen) geboren. 52 Jahre lang stand er im Dienste des Zaren und erwarb sich durch seine Tätigkeit als Generalmajor der Artillerie und Ingenieur allgemeine Hochachtung. Ihm und Wassilij Tatischtschew verdankt Russland den Status, einer der größten Eisenproduzenten Europas zu sein.
Seit der Gründung der Stadt gab es viele deutsche Fachleute und Unternehmer in Jekaterinburg. Sie haben viele Fabriken, Warenläden und Druckereien geöffnet, einen Damm am Fluss Isset gebaut und im Ganzen viel Gutes für die Stadt getan. So hat der Oberjagdaufseher des Urals Johann Schulz die Handsäge erfunden, was die Abholzung in dem Gebiet effektiver machte.
Deutsche Fach- und Kaufleute veränderten das Leben der Stadtbewohner. Darunter der Unternehmer Richard Strol, der Fahrräder und Autos verkaufte und den Radsport in der Stadt entwickelte. Sein Geschäft veranstaltete Radrennen, an denen er selbst gerne teilnahm.
Einen großen Einfluss auf das Leben der Bürger hatte die deutsche Schule. Sie wurde 1735 eröffnet. Dort konnten alle Kinder ungeachtet ihrer Herkunft Deutsch, Latein, Mathematik und Zeichnen lernen. Auf der Schule waren Kinder der Arbeiter und Soldaten sowie der örtlichen Beamten aus den staatlichen Bergwerken. Dank der guten Ausbildung erhielten die Kinder die Chance, danach einen Beruf zu erlernen. Außerdem vermittelte die Schule ihnen die Fähigkeiten, die sie für das Leben brauchten.
Während des Ersten Weltkriegs erschwerte die offizielle antideutsche Politik das Leben der Deutschen in der Stadt. In den 30er Jahren kam es zum sogenannten „großen Terror“. Viele Menschen wurden in Arbeitslager interniert und auf Baustellen zur Schwerstarbeit eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Haftbedingungen gelockert. Viele Fachleute fingen an, wieder in ihrem Beruf zu arbeiten. In der postsowjetischen Zeit nimmt das deutsche Leben der Stadt wieder seinen Lauf. In Jekaterinburg gibt es deutsch-russische Gesellschaften und Organisationen sowie Bildungs- und Kulturzentren.
1. Der Wasserturm
Der Turm wurde Ende der 1880er Jahre gebaut. Im Jahr 1995 wurde das Gebäude zu einer Filiale des Geschichtsmuseums von Jekaterinburg. Seitdem befindet sich hier die Ausstellung „Metal Shop“ – eine Ausstellung von Ural-Metallen, die von dem berühmten Schmied Alexander Lysjakow gesammelt wurden.
2. Das Operntheater
Das Staatliche Akademische Theater für Oper und Ballett zählt zu den ältesten in Russland. Das Gebäude wurde 1912 im Stil des Wiener Barocks gebaut. An der Fassade sind schöne Balkone und drei Musen zu sehen. In jeder Saison finden hier Russland- und Weltpremieren statt. Gegenüber dem Theater steht ein Denkmal für den russischen Revolutionär Jakow Swerdlow, dessen Namen die Stadt 1924 – 1991 trug.
3. Das Sewastjanow-Haus
Im Herzen von Jekaterinburg befindet sich ein wunderschönes altes Herrenhaus, bekannt als „Sewastjanow-Haus“. Über seinen Besitzer, einen reichen Beamten, kursierten verschiedene Geschichten. Zum Beispiel, dass Nikolai Sewastjanow in einem bescheidenen Haus gegenüber dem Schloss wohnte, um es ständig von außen bewundern zu können.
4. Der Staatliche Zirkus Jekaterinburg
Mit seiner auffallenden weißen Kuppel aus Halbbögen ist das Gebäude nur schwer zu übersehen. Bereits im 19. Jahrhundert gab es in der Stadt ein Zirkusgebäude. Das war aber aus Holz und wurde bei einem Brand im Jahr 1912 vernichtet. Später wurde der Zirkus aus Stein wiederaufgebaut. Der heutige Bau ist eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt.
5. Die Kathedrale auf dem Blut
Die Kathedrale auf dem Blut ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Jekaterinburg. Die größte Kirche in Jekaterinburg steht an der Stelle, an der die Zarenfamilie hingerichtet wurde. Das Gebäude hat fünf Kuppeln und vierzehn Glocken. Im Erdgeschoss befindet sich ein Museum.
6. Geschäftszentrum „Wyssozki“ und seine Aussichtsplattform
Der Wolkenkratzer ist 188,3 Meter hoch und verfügt neben Büros über ein Hotel, Spa-Zentrum und Restaurants. Im 52. Stock befindet sich eine Freiluft-Aussichtsplattform mit einer unglaublichen Aussicht. Wenn der Himmel klar ist, kann man bis zu 25 Kilometer weit schauen. Wenn man nicht nur die Aussicht genießen, sondern auch etwas lernen möchte, gibt es hier Audioführungen über die Stadt.
7. Das Jelzin-Zentrum
Das Jelzin-Zentrum ist ein Freizeitzentrum und Museum, das dem ersten Präsidenten der Russischen Föderation gewidmet ist: Boris Jelzin wurde im nahegelegenen Dorf Butka geboren. Im Museum kann man alle wichtigen Informationen über Jelzins Leben erfahren und zudem jede Menge über die Gründung der Russischen Föderation, die Perestroika und die Sowjetzeit lernen.
Jekaterinburg ist die Hauptstadt des Urals und ein obligatorischer Stopp für die Reisenden der Transsibirischen Eisenbahn. Hier haben wir die am meisten gestellten Fragen über die Stadt gesammelt.
Wo liegt Jekaterinburg?
Jekaterinburg liegt inmitten der langen und niedrigen Gebirgskette des Urals, an der Grenze zwischen Europa und Asien. Die Stadt ist die Hauptstadt des Gebiets Swerdlowsk und ist direkt an die Transsibirische Eisenbahn angebunden. Wenn man aus der Stadt hinausfährt, kann man schöne Landschaften mit Bergen und Wäldern erleben.
Wie groß ist Jekaterinburg?
Ziemlich groß. Unsere Stadt hat eine Bevölkerung von circa 1,3 Millionen Einwohner und eine Fläche von 468 Quadratkilometern. Ohne Staus fährt man mit dem Auto durch die halbe Stadt 30 Minuten. Zu Fuß kann man die gesamte Innenstadt in zwei bis drei Stunden erlaufen.
Ist es im Gebiet Swerdlowsk kalt?
Das Wetter ist zu jeder Jahreszeit unterschiedlich. Manchmal sind diese Unterschiede extrem. So ist die Temperatur in diesem Winter auf minus 44 Grad gefallen. Und im letzten Sommer hatten wir plus 30 Grad. Hier herrscht kontinentales Klima.
Man sagt, dass Jekaterinburg eine Stadt der Kreativen ist, stimmt das?
Das stimmt. In Jekaterinburg findet man in verschiedenen Orten eine Menge Graffiti. Außerdem sind vor allem im Stadtzentrum viele freie Musikanten und Sänger zu sehen.
Stimmt es, dass Uralskije Pelmeni (Ural-Teigtaschen) in ganz Russland anzutreffen sind?
Ja, kann man so sagen :) Das Gericht Pelmeni gehört zu unserer lokalen Küche und gilt als eine klassische Spezialität aus Russland. Außerdem heißt die KWN-Mannschaft von Jekaterinburg „Uralskije Pelmeni“. Die tritt seit etwa 20 Jahren im ganzen Land auf und ist sehr beliebt.